FrühjahrFrühjahr 20102010:: KrimisKrimis

Kleingeister in Neuseeland

Sam Shepard, eine junge Polizistin in Ausbildung in einer neuseeländischen Stadt, hat es nicht leicht. Andere bekommen die spannenden Aufträge, sie die Routineaufträge, so will es ihr Kleingeist von Chef. Aber als sich zwei Fälle, der von den TierschützerInnen, die Proteste gegen einen Zirkus organisieren und der Mord an einer jungen Studentin, die im Botanischen Garten aufgefunden wurde, überraschend als zusammenhängend erweisen, ist Sams Spürsinn gefordert. Gegen viele Widerstände kommt sie dem Täter, auch ein Kleingeist, auf die Spur. Nebenbei ist Sam, wie fast alle Polizistinnen in Krimis, auch noch mit Sex und Liebe beschäftigt … Aber am besten ist die Episode mit der Elefantenkuh Cassie - die versöhnt mit diesem sonst etwas ungelenken Krimi und mit dem schwachen Plot. Also nur bedingt gut für Strand, Bahn und Flugzeug! HW
 
Vanda Symon: Der ungeschminkte Tod. Neuseeland- Thriller. Übersetzt von Andrea Stumpf. 350 Seiten, Blanvalet, München 2010 EUR 8,20

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Gruseln auf Grönland

In ihrem vierten Fall lässt Yrsa Sigurdardóttir ihre Heldin, die Anwältin Dóra Gudmundsdóttir, in einem unwirtlichen Forschungscamp auf Grönland ermitteln. Sie soll das Verschwinden von zwei Arbeitern und einer Geologin klären, die dort für ein Bauunternehmen Probebohrungen durchgeführt haben. Wie schon in den früheren Bänden führt Dóra ihre Ermittlungen im Zusammen- und Gegenspiel mit der Sekretärin Bella und dem deutschen, mittlerweile zugezogenen Freund Matthias und erlebt viel Unheimliches und Unerfreuliches, hört viele Geschichten - von Tupilaks, geschnitzten Figuren, die mystische und spirituelle Wesen darstellen; vom verbotenen Ort, auf dem das Camp errichtet wurde; von Jägern und deren Töchtern … Erfreulicherweise driftet die Autorin nicht ganz ab in mythische Gefilde, sondern bleibt bei den aktuellen Problemen, die durch das Aufeinanderprallen von Kulturen, durch das rücksichtslose Durchsetzen von ökonomischen Interessen entstehen. Solide Krimiarbeit, spannend und erfrischend durch das grönländische Ambiente! HW
 
Yrsa Sigurdardóttir: Die eisblaue Spur. Island-Krimi. Übersetzt von Tina Flecken. 338 Seiten, Fischer TB, Frankfurt/ 2010 EUR 9,20

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Tote & Sex

… beides gibt es ausreichend in dem dritten Band der Serie um Harper Connelly, die als junges Mädchen vom Blitz getroffen wurde und seitdem die Gabe hat, Tote zu finden. Mit dieser Gabe verdient sie nun, unterstützt von ihrem Bruder, ihren Lebensunterhalt. Diesmal hat sie einen Auftrag in einer Kleinstadt in North Carolina, wo einige Jugendliche verschwunden sind. Wie üblich wird sie misstrauisch bei ihrer Arbeit beobachtet, um so mehr, als sie mehr Leichen findet als gewünscht … und wie üblich werden letztlich die Übeltäter gefunden, auch wenn Harper diesmal recht abgelenkt ist von ihrer Aufspürarbeit durch ihre sexuellen Wünsche, die überraschenderweise endlich erfüllt werden. Die Geschichte lebt durch die skurrilen Charaktere, nicht so sehr durch die vorhersehbare Handlung. Aber gut für Strand, Bahn und Flugzeug! HW
 
Charlaine Harris: Ein eiskaltes Grab. Roman. Übersetzt von Christiane Burkhardt. 300 Seiten, Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2010 EUR 9,20

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Sex and Crime in der Mailänder High Society

Eine brutal ermordete Frau wird in einer Zugtoilette gefunden. Die ermittelnde Kommissarin bekommt wichtige Hinweise von ihrer hellsehenden Bekannten Chiara. Diese führen sie in die Mailänder High Society, in der noch weitere Morde geschehen. Doch Chiara hat auch Visionen von Edelmännern aus dem 18. Jahrhundert, irgendwie scheinen die gegenwärtigen Gewalttaten mit Geschehnissen aus vergangenen Jahrhunderten verbunden zu sein. Die Autorin war Leiterin mehrerer Hochglanzmagazine, das merkt man Ihrem Buch auch an. Die Sprache ist eher reißerisch, die Mode, die Markennamen der Kleidung und das Erscheinungsbild der Figuren werden ausführlich beschrieben. Außerdem ist die Geschichte gespickt mit Klischees: Männer sind groß, stark, souverän und herb, Frauen sind eher gefühlvoll bis hysterisch und schön bis zu dick. Natürlich wird der Baron von einer alten „Zigeunerin“, die aussieht wie der „leibhaftige Teufel“, verflucht. Auch die Mafia, sowohl die italienische als auch die osteuropäische, darf natürlich nicht fehlen. Sollte sich eine an Stereotypen und reißerischem Sprachstil nicht stören, dann ist der Thriller zumindest spannend bis zum Schluss. Sara John
 
Silvana Giacobini. Ich kenne dein Geheimnis. Thriller. Übersetzt von Ingrid Ickler. 512 Seiten, Aufbau, Berlin 2010 EUR 10,30

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Kunstvoll in London

Eigentlich ist Gemma James, gemeinsam mit ihrem Freund Duncan Kincaid Heldin zahlreicher Krimis von Deborah Crombie, diesmal mit ihrer Hochzeit beschäftigt. Ihre todkranke Mutter sähe sie gerne noch verheiratet, wünscht sich eine richtig schöne Hochzeitsfeier für ihre Tochter, aber Gemma beschäftigt sich lieber mit dem Fall eines verschwundenen Rechtsanwalts und dessen schon länger abgängiger Frau, den eigentlich Duncan Kincaid bearbeitet. Und dass dabei ein kleines Mädchen zur Vollwaise wird, macht es für Gemma nicht leichter … Und so entfaltet Crombie gekonnt wie meist eine komplexe Geschichte um ein multikulturelles Viertel rund um die Londoner Brick Lane, um Drogendealer, um „sehr private“ Clubs und kleine Mädchen. Virtuos konstruierter Plot, garniert mit den neuesten Entwicklungen im Hause James & Kincaid, eine spannende Lektüre! HW
 
Deborah Crombie: Wenn die Wahrheit stirbt. Roman. Übersetzt von Andreas Jäger. 477 Seiten, Goldmann TB, München 2010 EUR 10,30

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Durchgeknallt

… ist sie schon, diese toughe Heldin namens Mallory, die uns Carol O’Connell da vorsetzt: Detective bei der New Yorker Polizei, von klein auf sehr ordnungsliebend, mit starkem Überlebenswillen, und konsequent auf der Suche nach ihrem leiblichen Vater. Und dass sie dabei kurzfristig auf ihre Arbeit als Polizistin vergisst, bringt alle außer ihrem Kollegen Riker gegen sie auf. Neben dieser äußerst originellen Heldin bietet das Buch auch eine atemberaubend spannende Handlung rund um verschwundene Kinder, die mythenumwobene Route 66, mit Leichen, die als Wegweiser auf dieser Route dienen, mit Mallorys verstorbener Pflegemutter als unterstützende Beifahrerin auf irren Fahrten und mit einer Karawane von Eltern verschwundener Kinder, die von einem zwiespältigen Therapeuten angeführt wird. Spannend, verwirrend und allein schon wegen Detective Mallory sehr lesenswert! HW
 
Carol O’Connell: Such mich! Thriller. Übersetzt von Renate Orth-Guttmann. 478 Seiten, btb, München 2010 EUR 15,40

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Mitsommer in Belgien

Endlich wieder eine neue Krimiautorin aus Schweden: Ingrid Hedström, früher Korrespondentin einer großen schwedischen Tageszeitung in Brüssel, fällt schon dadurch auf, dass sie die Handlung ihres Erstlings in Belgien ansetzt. Sie überzeugt mit ihren Schilderungen des Milieus, führt interessante Charaktere ein, die, wie die Untersuchungsrichterin Martine Poirot, auch krimiserientauglich sind und spinnt ein Netz von Intrigen, das weit über die Kleinstadt Villette, in der eines Nachts drei junge Mädchen ermordet werden, hinausgeht - sowohl räumlich als auch zeitlich. Schließlich weisen die Spuren schon bald auf einen perfiden Serienmörder hin. Die Übersetzung des nächsten Hedström-Krimis ist schon in Arbeit. Suchtgefahr! ESt
 
Ingrid Hedström: Die toten Mädchen von Villette. Kriminalroman. Übersetzt von Angelika Gundlach. 402 Seiten, Suhrkamp Verlag, Berlin 2010 EUR 10,30

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Wie gefährlich ist die Wahrheit?

Ellen Gleen liebt ihren Job als Journalistin und ihre kleine Familie: ihren dreijährigen Adoptivsohn Will und ihren Kater Oreo Figaro. Sie hat Will das erste Mal im Krankenhaus gesehen, als sie gerade an einer Reportage über Krankenschwestern arbeitete. Er hatte soeben eine Herzoperation hinter sich und bekam nie Besuch. Seine Mutter sei mit der Situation überfordert, hieß es. Ellen beschloss schließlich, den kleinen Jungen zu adoptieren. Es war etwas in der Art, wie er sie ansah und das Gefühl, „auf die Welt gekommen (zu sein), um seine Mutter zu werden.“ Das kleine Glück wird jäh gestört, als Ellen in der Post einen Flyer mit einem vermissten Kind findet, das ihrem Sohn zum Verwechseln ähnlich sieht. Obwohl sie Angst davor hat, was sie herausfinden wird, macht sie sich auf die Suche nach der Wahrheit. Bald muss sie die Erkenntnis machen, dass es schwieriger ist als gedacht, Menschen zu finden, die ihr weiterhelfen können. So hat die Anwältin, die damals für die Adoption zuständig war, Selbstmord begangen und auch andere Menschen sterben … Spannende Unterhaltung mit einer Prise Romantik, großen Muttergefühlen und einem guten Ende. vab
 
Lisa Scott: Fatal. Übersetzt von Anne Spielmann und Herbert Fell. 382 Seiten, Blanvalet, München 2010 EUR 9,20

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Tarnung als Lifestyle

Gina Sonnenfels ist eine Detektivin wie du und ich. Soll heißen: es gibt nichts, das sie in besonderer Weise dafür eignet, außer vielleicht ein gewisses Improvisationstalent und eine einigermaßen ruchvolle Vergangenheit. „Gina Sonnenfels wusste gar nicht mehr, welchen Beruf sie sich durch welchen finanzierte. Verfertigte sie eigentlich Mode um als schlecht bezahlte Detektivin zu überleben, oder schrieb sie Kolumnen, um sich die teuren Materialien ihrer Entwürfe leisten zu können? Oder arbeitete sie als Ermittlerin - frei, ohne Sozialleistungen und Versicherung - um durch das unregelmäßige Schreiben von Modekommentaren ihr Ego zu befriedigen? Jedenfalls ermöglichten ihr die verschiedenen Jobs eine ausgezeichnete Tarnung.“ Zwischen Berlin und Wien, spontanen Impulsen folgend, wechselt die Ermittlerin die Umgebung, die Sabine Scholl als ein einziges Kontinuum entwickelt. Die Lösung des Kriminalfalles um ein tödliches Dirndl vollzieht sich in dieser vollkommen unauffällig. Nicht allein, weil Gina Sonnenfels bereits mit der Modebranche vertraut ist und sich womöglich auf ihren Instinkt verlassen kann, sondern vielmehr, weil Diskretion überhaupt das bestimmende Prinzip ihres Universums ist, kommt sie ganz ohne kriminalistisch-psychologisches Kalkül zurecht. Sie macht jederzeit das eine, indem sie gerade das andere tut und muss sich nicht umständlich positionieren. Die Autorin schildert eindrucksvoll, dass frau auch ohne konventionelle Erfolge ihre eigene Heldin sein kann. Ihre Figur ist unabhängig und selbstbewusst, FreundInnenschaft und Liebe sind für sie gewissermaßen natürliche Anknüpfungspunkte, doch sie deutet sie nicht als maßgebliche Koordinaten eines typisch weiblichen Lebensentwurfs. Miriam Wischer
 
Sabine Scholl: Giftige Kleider. Roman. 272 Seiten, Deuticke, Wien 2010 EUR 18,40

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Gegen jede Warnung

Olga Filippowa hat versprochen, sich nicht mehr einzumischen - ihrem Mann, den beiden Kindern, sich selbst zuliebe. Doch dann wird der Karussellfahrer in das psychiatrische Krankenhaus eingeliefert, in dem sie als Ärztin arbeitet und die fünfzehnjährige Shenja wird tot aufgefunden. Bald erkennt Olga die Zusammenhänge zu einem früheren Fall, der nie aufgeklärt werden konnte und schlägt alle Warnungen in den Wind. Gemeinsam mit dem Kriminalbeamten Dmitri Solowjow - ihrer nicht ganz verflossenen Jugendliebe - gerät sie auf die Spuren eines Kinderpornorings. Polina Daschkowa gelingt es sogar bei einem sensiblen Thema wie sexualisierter Gewalt an Kindern und Jugendlichen (fast immer) auf Befriedigung von Sensationsgier zu verzichten und einen spannenden Roman zu schreiben, in dem sie wieder einmal politische Missstände im heutigen Russland aufzeigt und kritisiert. Daschkowa ist jedes Mal lesenswert - das ist bei ihrem neuesten Krimi nicht anders als sonst. Paula Bolyos
 
Polina Daschkowa: In ewiger Nacht. Roman. Übersetzt von Ganna-Maria Braungardt. 452 Seiten, Aufbau Verlag, Berlin 2010 EUR 20,60

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Die Bullin von Tölz

Eine Kommissarin aus Norddeutschland verlegt ihren Wohnort aus privaten Gründen in das kleine bayrische Dorf Unterwössen. Dort wird sie mit einer zwanzig Jahre alten Frauenleiche konfrontiert, auf die bald eine zweite folgt. Im Zuge der Ermittlungen an der Seite ihres Kollegen stößt sie als „Fremde“ jedoch nicht nur auf Sympathien, was nicht nur daran liegt, dass sie nach Meinung der Dorfbevölkerung die Vergangenheit auf sich beruhen lassen sollte. Als Außenstehende bleiben ihr wichtige Türen verschlossen, die sie nur mühsam öffnen kann. Besonders schwierig gestaltet sich die Situation, als sie sich mit ihrem Partner derart entzweit, dass sie nicht mehr miteinander kommunizieren … Der Inhalt der Geschichte erinnert leider eher an ein Drehbuch à la „Der Bulle von Tölz“, in dem sich vieler Klischees bezüglich Geschlechterrollen und Stadt-/Landbevölkerung bedient wird. Der erste Krimi der Kinderbuchautorin ist aber spannend und kurzweilig geschrieben und animiert weiterzulesen. Petra Wächter
 
Gabriele Diechler: Engpass. Kriminalroman. 276 Seiten, Gmeiner, Meßkirch 2010 EUR 10,20

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Spaghetti al morte

Der frische Geruch verfaulter Äpfel im nassen Gras begleitet ein ausgelassenes Morden und Sterben in der badischen Kleinstadt Östringen und die noch aufzudeckenden Familienverhältnisse der Schwestern Judith und Marie, die sich doch eigentlich nur gegen einen abgesägten Birnbaum zur Wehr setzen wollten. Judith, mittlerweile Großstädterin, hat nämlich beschlossen, sich in ihrer alten Landheimat umzusehen - und was sie dabei zwischen Klassentreffen, Gartenarbeit und schwesterlichen Abendessen findet, ist Stoff genug, nicht gleich wieder abzureisen. Von wegen ländliche Idylle! Die zum Politikum gewordene Kläranlage stinkt über romantische Gartenmauern hinweg, und mitten drin im brodelnden Sud schwimmt des alten Bürgermeisters Leiche. Dass die Protagonistinnen auf die Uhr schauen, wenn sie wissen wollen, wie spät es ist, sich (und wie!) über Stöckelschuhe ärgern, die sie zum Wandern angezogen haben, und sich gar nach dem Duschen abtrocknen, möchte die Leserin vielleicht gar nicht so genau erläutert bekommen - und auch die vielen aneinander gereihten metapherösen Attribute lassen den Text ein wenig aufgedunsen erscheinen. Aber die Erzählung vom Wiederkehren in die Kleinstadt der Kindheitstage, und davon, welche Verhältnisse mittlerweile besser und welche wiederum noch viel schlimmer geworden sind, hat einen morbiden Charme. Jene Leserinnen, die sich über etwas holprig und zuhauf eingebaute (aber sehr wohl nachahmenswerte) Kochrezepte freuen, und nicht zu genau Maß anlegen, wenn es um politisch präzise Fragen geht, werden jedenfalls damit belohnt, in einem weihnachtlichen Countdown zu erfahren, wer denn nun warum und unter wessen Hand verstorben ist. Launiger Frühsommerkrimi für ländliche Regionalzugfahrten. Lisa Bolyos
 
Elvira Richter: Auf Landart. Roman. 285 Seiten, edition ebersbach, Berlin 2010 EUR 18,50

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Das Geheimnis des Hirsches

Privatdetektiv Stuart Malone ist eine traurige Gestalt. Seit der Trennung von seiner Frau kann er nicht mehr schlafen und auch die Wundermittel seines chinesischen Arztes, Doktor Liung, können ihm nicht helfen. ÄrztInnen können schließlich nur Krankheiten heilen, nicht das Schicksal, wie der Doktor anmerkt. Er rät Malone, nach den fünf Segnungen zu suchen: Eine gute Ehefrau, die ihm Söhne schenkt, Reichtum, Karriere und ein langes Leben. Doch weder eine Ehefrau, noch Reichtum und Karriere sind in Sicht, denn seine Privatdetektei in Chinatown geht mehr schlecht als recht. Als zwei Morde passieren, wird Malone von der New Yorker Polizei um Hilfe gebeten. Die einzige Gemeinsamkeit ist die Kennzeichnung der Toten mit einem Hirsch-Symbol, das einen Bezug zur chinesischen Kultur nahe legt. Malone ist nicht gerade begeistert, schließlich hat er seinen Polizeidienst nicht freiwillig quittiert, außerdem bearbeitet er gerade den Fall eines verschwundenen Mannes. Dessen Spur führt nach Nebraska, wo seine Assistentin Deenie Lamour nicht nur einen Toten findet, sondern auch die Hirsche wieder auftauchen und sie sich in einen Verdächtigen verliebt. Die Zusammenhänge erschließen sich nicht zwingend und es wird schließlich einen Tipp aus dem Jenseits brauchen, damit Malone erkennt, dass Hirsche auch in anderen Kulturen eine Bedeutung haben. vab
 
Soti Triantafillou: Das Zeichen des Jägers. Kriminalroman. Übersetzt von Birgit Hildebrand. 235 Seiten, Suhrkamp, Berlin 2009 EUR 10,20

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Landleben

In Garmisch ermitteln die gegensätzlichen Kommisarinnen Irmi Mangold und Kathi Reindl in einem eher absehbaren Mordfall mit viel Lokalkolorit. Freiwillige vom Alpenverein finden während einer Schutzwaldsanierung die Leiche eines jungen Mannes. Am nächsten Tag taucht am Kommissariat ein junger Mann auf, der dem Toten aufs Haar gleicht - des toten Pius' Zwillingsbruder Peter. Schon bald stellt sich heraus, dass der Jungbauer Pius Fichtl mit seinen unkonventionellen landwirtschaftlichen Ideen unter den Bäuer_innen einige Feind_innen hatte … Das Duo Mangold- Reindl hat es bei den Ermittlungen nicht immer leicht, sich in dem rustikalen, traditionsbewussten Umfeld durchzusetzen. jas
 
Nicola Förg: Mord im Bergwald. Ein Alpenkrimi. 210 Seiten, Piper, München 2010 EUR 9,20

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Über Leichen gehen

Auf der Suche nach Unsterblichkeit geht im Kriminalroman der Autorin Tran-Nhut so manche/r über Leichen: Wir befinden uns im 17. Jahrhundert in einer Hafenstadt in Nordvietnam, das sich zunehmend der chinesischen, japanischen und der westlichen Welt öffnet. Bodenschätze wie Gold, Silber, Salpeter und Schwefel werden exportiert. Der Profit kommt jedoch weniger dem Herkunftsland als vielmehr ZwischenhändlerInnen, ausländischen Kaufleuten und deren Völkern zugute. Der junge Richter der Stadt, ein scharfsinniger Denker und athletischer Krieger, muss gleich mehrere Fälle lösen. Diese reichen von einem Überfall auf eine Dschunke durch ein Geisterschiff und gestohlenen Grabsteinen bis hin zu mehreren Morden. Die zunächst unabhängig erscheinenden Fälle verknüpft die Autorin Tran-Nhut zu einer spannenden Kriminalgeschichte, die schließlich im Kampf einer Frau um soziale Gerechtigkeit zusammenlaufen. In diesem Zusammenhang eröffnen auch religiöse Konzeptionen zum Taoismus, zum Shangqing und zur moistischen Lehre historische Einblicke in orientalische Spiritualität, damit verbundene Symboliken und Praktiken. Die erst einmal ungewöhnlich anmutende, blumige Ausdrucksweise rahmt die faszinierende Geschichte auf sinnliche Weise. Gepaart mit einer Prise Erotik und Ironie entsteht ein sehr unterhaltsames Lesevergnügen. Grit Höppner
 
Tran-Nhut: Das schwarze Pulver von Meister Hou. Ein Kriminalfall für Mandarin Tan. Übersetzt von Michael Kleeberg. 314 Seiten, Unionsverlag, Zürich 2010 EUR 10,20

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